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3 Vorbemerkungen:
1.) Zum Erarbeiten
und Vortragen von Referaten habe ich ebenfalls Tipps
veröffentlicht. Da das mündliche Vortragen und das
schriftliche Ausarbeiten zwei eng miteinander verbundene Phasen
eines Prozesses sind, empfehle ich das Studium auch dieser
Tipps.
2.) Seit Frühjahr 2003 hat das Bundesinstitut für
Sportwissenschaft (BISp) in Köln seine Datenbanken online
und kostenlos recherchierbar gemacht. Unter der Internet-Adresse
http://www.bisp-surf.de/ sind u. a. von der
sportwissenschaftlichen Literatur-Datenbank SPOLIT die
Einträge frei recherchierbar. Auf die schon länger
bestehenden online-Recherche-Möglichkeiten in der eher
trainingswissenschaftlich ausgerichteten Datenbank "SPOWIS"
des ehemaligen Leipziger Instituts für angewandte
Trainingswissenschaft (IAT) möchte ich der
Vollständigkeit halber hier auch verweisen; sie enthält
allerdings nur Literatur bis 1995.
Sehr lesenswert ist der Beitrag Jürgen SCHIFFERs zur
Einschätzung des Werts unterschiedlicher
sportwissenschaftlicher (online-) Bibliographien: SCHIFFER,
Jürgen: Fachbibliografien als Mehrwert-Informationsdienste
der Sportwissenschaft - u.a. am Beispiel einer Bibliografie zum
Marathonlauf. In: dvs-Informationen, Hamburg, 18 (2003), Heft 1,
S. 29 - 34.
3.) Seit geraumer Zeit habe ich mündlich (und auch per
Internet) die Diskussion darüber angeregt, was denn der
Gegenstand der Sportwissenschaft ist. Wenn Sie
in meinen Lehrveranstaltungen Referate bzw. Hausarbeiten
präsentieren, erwarte ich, dass Sie über meine Begriffe
von "Sport"
und "Bewegungskultur" informiert sind.
Sie müssen - wie in allen anderen Bereichen auch - meine
Auffassung nicht teilen, aber Sie sollten sich in jedem Fall eine
begründete eigene Meinung dazu erarbeiten und sie auch in
Ihrem mündlichen Referat sowie Ihrer schriftlichen
Ausarbeitung vertreten. Meine Meinung zu weiteren zentralen
Begriffen der Kultur- und Sportwissenschaft (wie
"Aggression", "Gewalt",
"Frieden", "Olympismus",
"Spiel", "Kunst" ...) ist im
Internet nachlesbar (vgl. die aktuelle Liste meiner
Veröffentlichungen).
Nachdem jeweils zu Beginn meiner
Lehrveranstaltungen Referatsthemen besprochen und mit Termin
für die Präsentation vergeben sind, die (manchmal
kurze) Zeit der Material- bzw. Literatursuche und -aufbereitung
genutzt worden ist, die Referate schriftlich vorbereitet und
mündlich vorgetragen worden sind - zu alledem habe ich auch
"Tipps für das Erarbeiten von
Referaten und ihren Vortrag" veröffentlicht -, bleibt
die letzte Phase der
Übungsgelegenheitenen, die
schriftliche End-Fassung. Hier sollten auch die
Ergänzungen eingebracht werden, die Sie während des
Referats und aufgrund der Rückmeldungen danach noch für
sinnvoll erachtet haben.
Grundsätzlich ist das Verfassen solcher schriftlichen
Hausarbeiten - abgesehen von ihrer Funktion als (letzter Teil
der) Erfüllung einer "Schein"-Anforderung - eine bedeutende
Lern-Gelegenheit. Deshalb rate ich Ihnen, sich
hierfür Zeit zu nehmen und kein "Produkt" abzugeben, mit dem
Sie nicht selbst wirklich zufrieden sind.
Üben Sie, Ihren eigenen Texten gegenüber
kritisch zu sein! Mehrere Fassungen herzustellen (und
damit alte zu verwerfen) ist normal und meistens nützlich,
sogar notwendig. Das bedeutet anstrengende, in ihrer emotionalen
(!) Qualität nicht zu unterschätzende (geistige)
Arbeit! (Wer lässt sich schon gern von anderen kritisieren?
Und wer "ermordet" schon gern "seine eigenen geistigen Kinder"?)
Wenn Sie sich aber auf diese Anstrengung einlassen, werden Sie
zum Schluss mit Ihrer Arbeit zufriedener sein als gleich nach dem
ersten Entwurf.
Alle Hausarbeiten sind aber natürlich auch unter
ökonomischen Gesichtspunkten zu verfassen:
Spätestens zum angegebenen Termin müssen sie "fertig"
sein (dies gilt späterfür die Prüfungsarbeiten
ganz strikt, und auch deshalb sind diese Hausarbeiten gute
Übungsgelegenheiten). Natürlich könnte man mit
mehr Zeit noch die eine oder andere offengebliebene Frage genauer
klären; aber Sie sollten auch lernen, Ihre Arbeitszeit
einzuteilen und sich mit grundsätzlich nicht
perfekten Ergebnissen zu begnügen. Wenn Sie zum Schluss
Ihrer Arbeit die gebliebenen Lücken formulieren, ist es
für mich (mindestens) hinreichend gut.
Zum Umfang der schriftlichen Ausarbeitung: Es
gibt (für mich) keine Richtzahl von Seiten. Es gilt die
schöne "Schere": so ausführlich wie nötig, so
knapp wie möglich! Die Hausarbeit sollte alle wichtigen
Informationen zum Thema enthalten, keine wichtige Erörterung
übergehen, dabei aber nicht ausschweifend werden. Das
Problem ist natürlich, zwischen wichtig und unwichtig in
allen konkreten Fällen zu unterscheiden.
Selbstverständlich müssen Sie alle wichtigen
Angaben, zumal Behauptungen, mit einer eindeutig zur
Fundstelle weisenden (Literatur-) Angabe
belegen. Einen gewissen Standard an
Allgemeinwissen können Sie dabei getrost voraussetzen; Sie
müssen also nicht grundsätzlich hinter jedem Satz eine
Anmerkung mit Literaturverweis platzieren. Sie müssen aber
die für Ihre Argumentation wichtigen - von anderen
übernommenen - Informationen und Gedanken belegen. Sparsame
Verwendung von Anmerkungen ist prinzipiell
lobenswert. Bei mir brauchen Sie nicht zu versuchen, mit
möglichst vielen Anmerkungen einen "gelehrten" Eindruck zu
erwecken. Auch hier gilt die Schere: so viel wie nötig,
so wenig wie möglich.
Bitte schreiben Sie gutes Deutsch und
bemühen Sie sich in aller Kürze um Einfachheit und
Klarheit im Ausdruck! Insbesondere schreiben Sie bitte ganze,
grammatikalisch vollständige Sätze! Beim Referieren
fremder Erkenntnisse benutzen Sie bitte die korrekten Formen der
indirekten Rede mit den nötigen Konjunktiven! Weichen Sie
nicht auf Aufzählungen aus ("SPIEGEL-Strich-Wüsten"),
wie sie von "Powerpoint" und ähnlichen
Präsentations-Programmen nahegelegt werden! Und achten Sie
bitte auf korrekte Zeichensetzung! Bedenken Sie auch, wie Sie auf
Ihre LeserInnen wirken, wenn Sie ausufernd Fremdwörter
gebrauchen, für die es deutsche Wörter mit gleicher
Bedeutung und Trennschärfe gibt.
Dies alles gilt schon für die Formulierung Ihres Vortrags,
erst recht aber für eine schriftliche Fassung - auch wenn
ich möglicherweise der einzige Leser Ihres Textes bin.
Becker und Schneider empfehle ich als gute Ratgeber fürs
Sprachliche (siehe Literatur unten). Ich selbst versuche
übrigens, meinen eigenen Sprachstil an der Vorstellung zu
prüfen, ich spräche zu einer blinden Person; und so
versuche ich auch zu schreiben.
Zum Argumentieren: "arguere" ist
lateinisch und heißt streiten; Argumente sind
(wörtlich übersetzt) Streitmittel. Wissenschaft
besteht im (streitigen) Austausch von Informationen und Meinungen
(= Argumenten). Sie, Kommilitonen (noch ein
lateinisches Wort, das sehr gut passt; es heißt
"Mit-Streiter" oder "Mit-Kämpfende"; "miles" heißt
wörtlich "Soldat"), sind bei der Anfertigung einer ersten,
kleinen wissenschaftlichen Arbeit in diesem Sinne streitende
Personen. Streiten, wie ich es hier verstehe, zielt auf
"Wahrheit", begründetes Für-Richtig-Halten, ist
also ein Bemühen um immer bessere Erkenntnis, eine
offene Auseinandersetzung mit anderen Menschen, die sich
ebenfalls um eine möglichst gut begründete Erkenntnis
bemühen. Absolute Wahrheit(en) gibt es nicht, aber
Wissenschaftler mühen sich im Prinzip darum, diesem
(utopischen) Ziel möglichst nahe zu kommen - jeder auf seine
Weise.
Ihre Erkenntnisse und Meinung zum Thema streitig und
bestreitbar (!) darzustellen, ist das Ziel der
schriftlichen Hausarbeit (wie prinzipiell auch schon des
mündlichen Vortrags). Wenn Sie also Ihre Auffassung
vortragen oder schriftlich formulieren, reden Sie von sich
selbst! Mit der "ich"-Form machen Sie deutlich, dass Sie die
persönliche Verantwortung für den präsentierten
Text übernehmen. Bitte "verstecken" Sie sich nicht hinter
verallgemeinernden ("man") Subjekten oder passivischen
Konstruktionen ("wird betrachtet" o. ä.)! Wenn Ihnen in
anderen Bereichen Ihres Studiums das sprachliche Verbergen der
nicht hintergehbaren Subjektivität
empfohlen wird, fragen Sie Ihre Hochschullehrer nach ihren
Gründen! Meines Erachtens gibt es dafür keine guten
Gründe.
Jede "eigene" Meinung (im Sinne von
„Für-Wahr-Halten“) entsteht aus einem mehr oder
weniger langen Prozess der Auseinandersetzung mit bzw. der
An-Eignung (!) von "fremden" Meinungen.
Wissenschaftlichkeit besteht vor allem darin, diesen Prozess der
Auseinandersetzung und Aneignung für andere
nachvollziehbar zu halten und ihn bzw. das Ergebnis auch
so darzustellen. Ihre eigene Meinung - selbstverständlich
gut begründet und belegt - ist das Ziel Ihrer Darstellung,
schon im mündlichen Vortrag und ebenso in Ihrer
schriftlichen Ausarbeitung.
Zum Zitieren gibt es viel, auch
widersprüchliche Literatur. Die wichtigste Regel ist und
bleibt die Forderung: Die Angaben müssen
die Leser eindeutig zur Quelle der Information oder des
Zitats führen. Sie können selbst herausfinden,
was dafür absolut unverzichtbar ist. Wie die
notwendigen Angaben angeordnet werden, ist
Übereinkunft, Konvention. Ich gebe und
nehme gern etwas ausführlichere Informationen, z.B.
ausgeschriebene Vornamen, vollständige Untertitel,
Verlagsangabe, Seitenangaben von Anfang bis Ende usw. Auch in
diesem Gebiet hilft gründliches Nachdenken über den
Sinn dessen, was wir tun (sollen, müssen). Wenn Sie
sich - aus guten Gründen hoffentlich! - für eine
Konvention entschieden haben, behalten Sie sie konsequent
bei.
Die "dvs" (Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft) hat
beispielsweise
"Richtlinien zur Manuskriptgestaltung in der
Sportwissenschaft" herausgegeben (aktualisiert! Stand:
November 2020), die eine brauchbare Konvention darstellen. Es
gibt auch andere vernünftige Konventionen. Wenn allerdings
jemand aus einer bestimmten Konvention ein Dogma macht, ist
skeptisches Nachfragen sinnvoll.
Illustrationen, Abbildungen usw. im Text sind
nicht Selbstzweck, schon gar nicht "Füll-Material", um
Seiten zu "schinden" oder um die sprachliche Darstellung zu
vermeiden. Treffen Sie eine gut begründete (zumindest
begründbare) Auswahl aus dem (meist zahlreichen) Material,
das Sie gefunden haben. Die sprachliche Darstellung ist
für mich viel wichtiger als jede noch so nett anzuschauende
Illustration.
Informationen im Internet sind prinzipiell
genauso zu verwenden wie im (Buch-) Druck vorliegende
Informationen. Hier wie dort müssen Sie beurteilen, ob die
Information seriös ist, verlässlich, gut
begründet und belegt. Wenn die
Internet-Veröffentlichung wissenschaftlichen Ansprüchen
genügt (insb. Verfasser- und vollständige
Quellenangaben), ist sie seriös und kann mit
Verfasserangabe, genauer Adresse (URL) und mit Angabe des
Zeitpunkts des (letzten) Zugriffs verwendet werden.
Grundsätzlich empfehle ich große Vorsicht bei der
Verwendung dieser Art Information, die meiner Erfahrung nach fast
nur zum Einstieg in (meist seriösere) Medien (Bücher,
Zeitschriften) taugt.
Zum Inhalt der vorzulegenden Hausarbeit:
Abgesehen von Rahmen-Informationen auf dem
Deckblatt (zum Datum, Seminartitel, Thema und zu Ihnen selbst mit
E-Mail-Adresse, Tel.- Nr., Post-Adresse und evtl. weiteren
Angaben) erwarte ich ein Inhaltsverzeichnis bzw.
eine Gliederung vorneweg, die wohlgeordnete Quellen- und
Literaturliste zum Schluss und dazwischen
Ausführungen zu folgenden Punkten:
Stand der Forschung zum Thema; die
Haupt-Fragen, die Sie klären wollen; Ihre
gewählte Forschungs-Methode(n); die
Ergebnisse Ihrer Klärungsversuche; dazu
eventuell offengebliebene bzw. neue Fragen, die klärenswert
sind, mit einem hypothetischen Klärungsansatz.
Zu meinem "Anspruch": Diese Hausarbeiten als
Ausarbeitungen von Referaten für ein Seminar sollen keine
Doktorarbeiten sein, weder vom Tiefgang noch vom Umfang her. Sie
sollen allerdings prinzipiell genauso gearbeitet sein.
Dann können Sie an ihnen lernen für den späteren
"Ernstfall" Bachelor-, Magister-, Diplom-, Staatsexamens- oder
sonstige Abschluss-Arbeit. Diese Lern-Gelegenheit ist - neben der
Funktion als "Schein"-Kriterium - die wichtigste Begründung
dafür, dass ich solche Arbeit(en) "fordere".
Da ich weiß, dass Eile und Hektik zu Flüchtigkeit
führen (können), und da Flüchtigkeit den
Lernerfolg solcher Hausarbeiten stark gefährdet,
setze ich als letzten Abgabetermin das Ende des Semesters (nicht
der Vorlesungszeit!). Nutzen Sie die Zeit!
Wenn Sie Ihr Referat nicht als Einzel-, sondern als
Gruppen-Referat gehalten haben, besprechen Sie sich in
Ihrer Gruppe gründlich, wie Sie die Hausarbeit anfertigen
wollen: auch wieder gemeinsam, in der Gruppe, oder vielleicht
(besser) jeweils allein. Sie sollten ja schon beim
mündlichen Vortrag jeweils individuell zugemessene Anteile
präsentiert haben (siehe meine Ausführungen zum Schluss
meiner Tipps für Referate!). Und dann ist es auch konsequent
- und vor allem besser für Ihre individuelle Lernkontrolle,
wenn Sie auch in der schriftlichen Ausarbeitung
(zumindest) Ihr Teilgebiet des Gruppen-Referats individuell
und selbst-verantwortlich präsentieren.
In (meinen) Lehrveranstaltungen ist noch nicht der Ort, eine
gemeinsame schriftliche Darstellung einer (gemeinsamen)
Forschungsarbeit zu üben; das ist bedeutend schwieriger und
kommt sinnvollerweise erst nach längerem individuellem
Üben - eher sogar nach einer Doktorarbeit, die ja auch noch
die individuelle Fähigkeit zum Forschen erweisen soll.
Literatur:
BECKER, Howard S.: Die Kunst des professionellen Schreibens. Ein
Leitfaden für die Geistes- und Sozialwissenschaften.
Übs. aus d. Engl. v. H. Herkommer. Frankfurt; New York:
Campus 1994 (= Campus Studium; 1085).
KRÄMER, Walter: Wie schreibe ich eine Seminar- oder
Examensarbeit? Frankfurt, New York: Campus 1999 (= Campus
concret; 47).
KRUSE, Otto (Hrsg.): Handbuch Studieren. Von der Einschreibung
bis zum Examen. Frankfurt, New York: Campus 1998 (= campus
concret; 32).
RÜCKRIEM, Georg; STARY, Joachim; FRANCK, Norbert: Die
Technik wissenschaftlichen Arbeitens. Eine praktische Anleitung.
10., überarb. Aufl. Paderborn u.a.: Ferdinand Schöningh
1997 (UTB; 724).
SCHNEIDER, Wolf: Deutsch für Kenner. Die neue Stilkunde.
München; Zürich: Piper 1996 (= Serie Piper; 2216).
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